Niccolo Machiavellis Staats- und Politikverständnis. Von Herfried Münkler / Rüdiger Voigt / Ralf Walkenhaus (Hrsg.). Nomos Verlag, Baden-Baden 2013, 226 Seiten, 29,00 €, ISBN 978-3-8487-0263-3.
Der Vorwurf des Machiavellismus wiegt schwer, wenn es um Compliance geht. Ein Manager oder Politiker, der sich diesem Vorwurf ausgesetzt sieht, übt Macht aus ohne moralische Rücksichtnahme. Der Zweck heiligt die Mittel. Übertragen auf die modernen Unternehmen bedeutet es, dass man Geschäftspraktiken anwendet, die nützlich sind, und damit letztlich Moral und Unternehmensführung entkoppelt. Der Vorwurf wird schnell geäußert, was es aber tatsächlich mit Machiavelli auf sich hat, ist den meisten nicht bewusst. In der betriebswirtschaftlichen Führungslehre wird gelehrt, welche Prinzipien sich aus dem Hauptwerk von Machiavelli „Il Principe“ (Der Fürst) ableiten. Diese werden meist als nicht mehr zeitgemäß und tyrannisch beurteilt. Kein Wunder bei einem Werk, das im Jahr 1532 veröffentlicht worden ist. Wenn man sich mit solchen Werken befasst, zeigt sich aber häufig, dass die Gedanken auch heute noch eine Rolle spielen – die Probleme waren schon immer ähnlich.
Für all diejenigen, die einen tieferen, fundierten Blick in die Lehren von Machiavelli werfen wollen, empfiehlt sich der Band „Demaskierung der Macht“ zu Machiavellis Staats- und Politikverständnis. Auch wenn das Buch sich nicht direkt mit betriebswirtschaftlichen oder juristischen Themen beschäftigt, gibt es doch einiges, was zum Nachdenken anregt. Dabei wird auch die landläufige Meinung über den Machiavellismus korrigiert: In seinen Schriften erlaubte Machiavelli Macht, wenn sie nicht moralisch eingesetzt wird, zur Durchsetzung von fürstlichen Interessen nur dann, wenn der Staat in einer schlechten Lage ist. Danach war der Fürst gehalten, mit Gesetzen dafür zu sorgen, dass die Situation sich für alle Untertanen verbessert. Also wird der Konflikt zwischen Zweckrationalität und Wertrationalität nur in einer Notsituation zugunsten der Zweckrationalität entschieden. Dies reduziert die Möglichkeiten, sich auf Machiavelli zu beziehen für Manager, die es mit der Compliance in ihrem Unternehmen nicht so genau nehmen, ganz ungemein. Man kann diese Gedanken aber sehr wohl auf Unternehmen übertragen, die den Zustand der Compliance erst herstellen müssen. In diesen kann es geboten sein, zuerst mit sehr restriktivem Vorgehen der Lage Herr zu werden, bevor man dann Bürokratie abbaut und die Genehmigungsprozesse wieder erleichtert. Dieser Gedanke wäre durchaus mit den Prinzipien, die im 16. Jahrhundert veröffentlicht wurden, vereinbar.
Insgesamt ein Band, der all denjenigen Freude bereiten wird, die an historischen Überlegungen Freude haben und Entdeckungen schätzen, wo unser „modernes“ Denken seine Ursprünge hat. Viele der politikwissenschaftlichen, soziologischen und staatsphilosophischen Ausführungen in diesem lesenswerten Band kommen allen bekannt vor, die sich mit Compliance-Management befassen.
Dr. Stefan Behringer, Nordakademie Elmshorn
Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 4/2014
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