Forderungsausfälle können im Mittelstand schnell nachhaltige Liquiditätsprobleme verursachen. Die geplante EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr ruft allerdings Bedenken hervor.
Hintergrund des EU-Vorschlags ist, dass viele Zahlungen im Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen oder zwischen Unternehmen und öffentlichen Stellen erst lange nach Erbringung der Leistungen erfolgen, oft zudem erst später als vereinbart. Diese Praktiken wirken sich nachteilig auf die Liquidität von Unternehmen aus und erschweren ihnen das Finanzmanagement. Zahlungsverzug zieht also die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität von Unternehmen, insbesondere von KMU, in Mitleidenschaft.
Vorgesehen ist u.a. eine Zahlungsfrist von 30 Tagen für öffentliche Auftraggeber und Firmen, die Privatunternehmen vertraglich auf 60 Tage ausweiten können. Bei verspäteter Zahlung greift dann ein Verzugszinssatz von 9 Prozent. Rechtsexperten bezweifeln jedoch die Wirksamkeit der Maßnahmen, so wird angeführt, dass bereits der geltende Verzugszinssatz von 8 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz ein durchaus wirksames Druckmittel sei. Weiter wird argumentiert, dass das bewusst unpünktliche Zahlen eher die Ausnahme sei (vgl. zu einem Überblick der Kontra-Argumente Bericht in HB 22.6.2010, S. 18).
Dies wird bestätigt durch jüngst vorgelegte empirische Daten: Nachdem sich das Zahlungsverhalten in der Rezession von 2009 leicht verschlechtert hatte, machen Lieferanten und Leistungserbringer nun wieder gute Erfahrungen mit der Zahlungsweise der Kunden. Fast drei Viertel der Unternehmen erhalten nach spätestens 30 Tagen den vereinbarten Rechnungsbetrag. Der Creditreform DRD-Index (vom 1.6.2010, vgl. unter Verband der Vereine Creditreform e.V.), der das Zahlungsverhalten anhand regelmäßiger Unternehmensbefragungen und den Daten des Creditreform Debitorenregisters zu einem Indikator zusammenfasst, verbessert sich somit gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Zähler auf 64,6 Punkte. Das erhöhte Risikobewusstsein bei Geschäftstransaktionen und ein wirkungsvolles Forderungsmanagement verhinderten den für Krisen typischen Einbruch im Zahlungsverhalten.
Aussagen der mittelständischen Unternehmen bestätigen das. So bewerten 43,0 Prozent der Befragten die Zahlungsweise ihrer Kunden mit der Note »sehr gut« oder »gut« (Vorjahr: 38,7 Prozent). Knapp sieben Prozent (6,9; Vorjahr: 6,4 Prozent) der mittelständischen Betriebe machen weiterhin überwiegend schlechte Zahlungserfahrungen. Der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen verbessert sich binnen eines Jahres von plus 32,2 auf plus 36,1 Punkte.
Knapp drei von vier Unternehmen (73,8 Prozent; Vorjahr: 72,4 Prozent) melden den Zahlungseingang nach spätestens 30 Tagen. Verluste auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind aber gleichwohl keine Einzelfälle: 15 Prozent der Unternehmen mussten mehr als 1 Prozent ihres Jahresumsatzes abschreiben.
Weitere Informationen: Der EU-Vorschlag ist in der Neufassung vom 8.4.2009 hier abrufbar.
Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern
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