Brauchen wirtschaftliche Entscheider öffentliches Vertrauen? Man könnte argumentieren, dass in der modernen Gesellschaft Regeln für Vertrauen sorgen. Solange sich Entscheider an die Regeln halten, sollten sie also keinen Anlass für Misstrauen geben. Insofern sollten die Entscheider in der Wirtschaft ihre knappen Ressourcen auf die nachhaltig erfolgreiche Unternehmensführung innerhalb der gegebenen Regeln konzentrieren. So in etwa lautet auch das bekannte Diktum von Milton Friedman.Damit bleiben aber drei Fragen ausgeblendet:
– Was passiert, wenn die Menschen das Vertrauen in die Regeln verlieren? Genau darauf deuten seit Jahren viele Umfragen hin. Dann wird es für die Entscheider in Wirtschaft und Politik immer schwerer, ihre Entscheidungen zu legitimieren. Es stellt sich die Frage, wie die großen Herausforderungen – etwa die Staatsschuldenkrise – gemeistert werden können, wenn diese Widerstände zunehmen.
– Was passiert, wenn in der Folge die Gesellschaft beschließt, den Regelrahmen grundlegend zu verändern und mithin sogar einen Systemwechsel ins Auge fasst? Dann kann es passieren, dass die licence to operate einzelner Unternehmen oder einer ganzen Branche plötzlich zur Disposition gestellt wird.
– Wie geht man mit Konflikten um, die im Regelsystem nicht hinreichend erfasst werden; etwa, weil sich vorhandene Regelungen wechselseitig widersprechen oder schlichtweg noch keine Vorgaben existieren? Ist alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist?
Allein aus diesen drei Fragestellungen wird deutlich, dass sich gesellschaftliche Zusammenarbeit nicht allein auf Recht und Gesetz gründet, sondern ebenso auf vielen freien Vertrauensbeziehungen. Und unabhängig davon, wie viele Gesetze oder Regelungen noch erlassen werden, sie werden niemals ausreichen, wenn es kein Wertesystem gibt, das jedem als Entscheidungsgrundlage dient.
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