Krisensituationen kommen für die Betroffenen oft sehr plötzlich. Doch sie entstehen nur selten über Nacht. In der Regel haben Krisen bereits einen langen Vorlauf, bleiben jedoch unentdeckt, bis die Liquidität knapp wird. Die Erfahrung mit Sanierungsfällen zeigt, dass Krisen häufig bis zum Eintreten der Liquiditätskrise weder von innen noch von außen erkannt werden, vielleicht sogar gar nicht erkannt werden können. Ein Hauptgrund dafür ist das sehr oft uneinheitliche Verständnis der Strategie – zwischen Geschäftsleitung und Familie (bzw. Aufsichtsrat), zwischen Management und Mitarbeitern, und oft selbst innerhalb der ersten Führungsebene. Die Folge ist, dass sich jeder ein eigenes Bild der Situation macht, jeder eine eigene Diagnose stellt und entsprechend auch eine eigene Lösung hat. Dies wird unterstützt durch ein Phänomen, das in der Soziologie „negative Kontrollüberzeugung“ genannt wird: Je schlechter es läuft, desto mehr ist nicht das eigene Verhalten schuld, sondern die Außenwelt (und umgekehrt). Das heißt konkret: Mit Fortschreiten der Ertragskrise wächst in den betroffenen Unternehmen die Überzeugung, dass (vorübergehende) externe Faktoren für den Rückgang der Unternehmens-Performance verantwortlich sind – etwa Technik, Preis, Wettbewerb, Kunden oder Moden.
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