Eine aktuelle, von PwC in Kooperation mit der Universität Halle-Wittenberg durchgeführte Branchenauswertung zu wirtschaftskriminellen Entwicklungen in Handel und Konsumgüterindustrie kommt zu alarmierenden Resultaten. So sei nicht nur die Anzahl der klassischen Vermögensdelikte in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Handels- und Konsumgüterunternehmen müssten auch durch zunehmende Korruption, illegale Absprachen und Unterschlagungen immer größere Schäden und steigende Vertrauensverluste bei Behörden und Geschäftspartnern fürchten.
Der Studie zufolge sind Handelsunternehmen und Konsumgüterhersteller insgesamt deutlich häufiger von Wirtschaftskriminalität betroffen als Unternehmen anderer untersuchter Branchen von Industrie bis Finanzdienstleistungen: Nahezu drei Viertel (72 Prozent) der befragten Unternehmen berichteten über mindestens einen nachgewiesenen Schadensfall in den Jahren 2009 - 2011, branchenübergreifend sei es hingegen nur gut die Hälfte (52 Prozent). Gerade im Vergleich zu den Vorjahren habe die Zahl der Händler und Hersteller von Konsumgütern, die Opfer von wirtschaftskriminellen Straftaten wurden, erheblich zugenommen. Unter den 830 im Sommer 2011 deutschlandweit befragten Unternehmen waren laut PwC 88 Händler und Konsumgüterhersteller.
Der Löwenanteil wirtschaftskrimineller Aktivitäten sei zwar nach wie vor den - für verbrauchernahe Branchen typischen - Vermögensdelikten wie Warendiebstahl und Unterschlagungen durch das eigene Personal zuzuordnen, allerdings berichteten Händler und Konsumgüterhersteller auch häufiger über Schäden durch Verstöße gegen Markenrechte, Kartellabsprachen und Korruption. PwC zufolge beklagten 34 Prozent der Unternehmen in Handel und Konsumgüterindustrie Verstöße gegen Patent- und Markenrechte (alle Branchen: 17 Prozent) und acht Prozent Schäden durch wettbewerbswidrige Absprachen (alle Branchen: sechs Prozent). Mit einem Anteil von 21 Prozent befänden sich Händler und Hersteller von Konsumgütern zudem häufiger als die Unternehmen aller Branchen (17 Prozent) in Situationen, in denen sie das Gefühl hatten, von ihnen wird ein Bestechungsgeld erwartet. Und 43 Prozent vermuten, mindestens einmal einen Auftrag verloren zu haben, weil ein Wettbewerber Bestechungsgeld gezahlt hat – von allen befragten Unternehmen sagten dies nur 26 Prozent.
Mehrheit ohne Compliance-Programm: Insbesondere wettbewerbswidrige Absprachen, schlussfolgert die Studie, würden dabei durch eine nach wie vor lückenhafte Verbreitung von Compliance-Programmen befördert. Nur 46 Prozent der Händler und Konsumgüterhersteller hätten ein Regelwerk mit klaren Handlungsanweisungen und Kontrollmechanismen gegen illegale Absprachen (alle Branchen: 52 Prozent). Im Branchenvergleich lägen Handel und Konsumgüterhersteller damit im Mittelfeld. Am höchsten sei der Anteil der Unternehmen mit Compliance-Programmen in der Energiewirtschaft und im Maschinenbau (beide jeweils 67 Prozent) sowie in der Finanzdienstleistungsbranche (60 Prozent). Den größten Nachholbedarf hätten die Pharmaindustrie (22 Prozent), der Technologiesektor sowie die Transport- und Logistikbranche (beide jeweils 26 Prozent). Die Hälfte der befragten Händler und Konsumgüterhersteller (51 Prozent) verfüge über ein spezifisches Anti-Korruptionsprogramm (alle Branchen: 59 Prozent).
Ein großer Teil der Unternehmen habe demnach zwar die Risiken einer mangelhaften Compliance erkannt und arbeite an einer Verbesserung der Kontroll- und Präventionsmaßnahmen. Allerdings bestehe in Teilbereichen noch Nachholbedarf: So hätten nur vier von zehn Befragten (42 Prozent) einen Notfallplan, sollte ihnen von Konkurrenten oder Aufsichtsbehörden ein Wettbewerbsverstoß vorgeworfen werden. Angesichts der erhöhten Risiken in Handel und Konsumgüterindustrie sei dies leichtfertig.
Weitere Informationen und die Studie zum Download finden Sie hier.
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