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KPMG: Wirtschaftskriminelle oft langjährige Mitarbeiter in Führungsposition

Männlich, Mitte 30 bis Mitte 40, langjähriger Mitarbeiter und in einer Führungsposition: So sieht laut einer internationalen KPMG-Studie der typische Wirtschaftskriminelle aus. In den meisten Fällen nutzen die Täter laxe interne Kontrollen aus.

Überwiegend sind die Täter männlich (87 Prozent) und bekleiden eine Führungsposition (82 Prozent), vor allem im Finanzbereich oder Vertrieb. 41 Prozent der Delikte werden von Tätern verübt, die zwischen 36 und 45 Jahre alt sind. 60 Prozent der Täter sind, wenn die Straftat aufgedeckt wird, bereits länger als fünf Jahre im Unternehmen, ein Drittel sogar zehn Jahre und mehr. Der durchschnittliche Schaden pro Fall liegt bei 1 Million Euro. So die Ergebnisse der Studie „Who is a typical fraudster?", einer Musteranalyse wirtschaftskrimineller Handlungen von 348 Delikten aus 69 Ländern des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG.

In drei von vier Fällen (74 Prozent) haben die Täter nachlässige interne Kontrollen ausgenutzt – ein Anstieg um 25 Prozentpunkte gegenüber der letzten Untersuchung im Jahr 2007. Laut KPMG zeige die Studie, dass der „typische“ Täter, weil er oft lange im Unternehmen und in der Hierarchie relativ weit oben ist, hohes Vertrauen genieße. Er kenne die Prozesse und könne Kontrollmechanismen dadurch viel leichter außer Kraft setzen. Dabei kämen die wenigsten Mitarbeiter schon mit dem Vorsatz ins Unternehmen, einen Betrug zu begehen oder sich auf Kosten des Unternehmens zu bereichern. Vielmehr führten Veränderungen der persönlichen Lebensumstände oder Frustration und Leistungsdruck dazu, einen Betrug zu begehen.

Veruntreuung und Betrug im Einkauf am häufigsten: Die häufigsten Delikte sind Veruntreuung von Vermögenswerten oder Betrug beim Einkauf vom Waren und Dienstleistungen (43 Prozent der untersuchten Fälle). Auch gefälschte oder geschönte Zahlen im Finanz-Reporting sowie die Annahme von Bestechungsgeldern für die Akzeptanz von überhöhten Projektkosten seien gängige Methoden. Im internationalen Durchschnitt gab es in 61 Prozent der Fälle Mittäter, neben Kollegen auch Geschäftspartner wie Kunden, Lieferanten oder Berater. In Deutschland gab es bei rund der Hälfte der Delikte Mittäter.

Warnsignale oft ignoriert: Kriminelle Handlungen zeichnen sich häufig im Vorfeld ab. Die Studie zeigt, dass weltweit in 56 Prozent der Fälle Warnsignale ignoriert wurden, ein auch für Deutschland typisches Verhaltensmuster. Ein solches Signal kann zum Beispiel sein, dass ein Kollege plötzlich einen exzessiven Lebensstil führt und offensichtlich über seine Verhältnisse lebt. Oder wenn sich jemand partout weigert, in Urlaub zu gehen - aus Angst vor Entdeckung. Laut der Studie wurden jedoch nur 6 Prozent aller Hinweise verfolgt, ein Rückgang um fast 20 Prozentpunkte gegenüber der vorherigen Untersuchung.

Transparenz schützt vor künftigen Risiken: Werden kriminelle Handlungen aufgedeckt, erfolgt meist keine Kommunikation nach außen. Die Studie zeigt sogar, dass in mehr als der Hälfte der Fälle auch die Mitarbeiter nicht informiert wurden. Laut KPMG sei dies eine vertane Chance mit Blick auf Prävention. Das Management müsse sich in allen Ländern der Welt klar und eindeutig zu einer Null-Toleranz-Haltung gegenüber Regel- und Gesetzesverstößen bekennen. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Unternehmenskultur. Damit unterstütze man die Einführung ethischer Richtlinien und Standards und schaffe Akzeptanz für die Installation solider Kontrollmechanismen. Ein nach KPMG-Erfahrung wirksames und relativ kostengünstiges Mittel, um kriminellen Handlungen im Unternehmen entgegenzusteuern, sein unangekündigte Stichprobenprüfungen.

Hinweissysteme systematisch ausbauen: Zur Aufdeckung von kriminellen Handlungen führen oft anonyme Hinweise aus dem Unternehmen oder von Geschäftspartnern. Inzwischen haben viele Unternehmen eine Telefonhotline (71 Prozent) oder ein Email-Postfach (58 Prozent) eingerichtet, und die große Mehrheit findet diese Instrumente hilfreich (50 Prozent) oder sogar sehr hilfreich (38 Prozent). Mitarbeiter, die gegen gesetzliche oder unternehmensinterne Regeln verstoßen, müssen mit harten Sanktionen rechnen. Fast alle großen Unternehmen in Deutschland ziehen arbeitsrechtliche Konsequenzen (92 Prozent), stellen Strafanzeige oder erheben Schadenersatzansprüche (jeweils 79 Prozent).

Weitere Informationen: Download der Studie

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