Eine deutliche Mehrheit der Personal-Verantwortlichen in Deutschland hält eine prinzipielle Überprüfung von Bewerbern bzw. Bewerbungen für nicht erforderlich – und dies trotz nachweislich hoher Raten von Wirtschaftskriminalität bei Mitarbeitern.
Laut einer am 12. März 2012 vorgelegten Deloitte-Studie sind es 80 Prozent der Human-Resources-Manager der deutschen DAX- und MDAX-Konzerne, für die im Rahmen ihrer Recruitingpraktiken sog. Pre-Employment-Checks (noch) kein Thema sind.
Im Rahmen der Studie Risikominimierung bei der Personalauswahl – Momentaufnahme zur Lage von Unternehmen in Deutschland wurde festgestellt, dass die Vorlage von Originaldokumenten nur für 28 Prozent der Befragten obligatorisch ist. Frühere Arbeitgeber werden ebenfalls nur von 28 Prozent kontaktiert. Anders als in den USA und Großbritannien scheuen viele deutsche Personaler eine Überprüfung nach Art des Pre-Employment-Checks – zudem ist oft nicht klar, wer im Unternehmen für einen solchen Check zuständig ist. Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber verlangt jedoch von Bewerbern für bestimmte Stellen/Positionen (Leitungsfunktion, Mitarbeit in besonders sensitiven Bereichen etc.) ein polizeiliches Führungszeugnis.
Ein umfassender Pre-Employment-Check nach angloamerikanischem Vorbild ist in Deutschland nach der Einschätzung von Uwe Heim, Partner Forensic & Dispute Services bei Deloitte, problematisch – und in vielen Unternehmen ist nicht klar, wer ihn ggf. durchführen soll. Ursachen sind Rechtsunsicherheit und fehlende wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Wenn in Deutschland Überprüfungen stattfinden, dann vor allem zur Vermeidung von Korruption und Wirtschaftskriminalität. Zwar beziffert das Bundeskriminalamt (BKA) den Schaden durch Wirtschaftskriminalität für 2010 auf rund 4,7 Mrd. €, die Unternehmen selbst aber schätzen das Risiko, durch eigene Mitarbeiter geschädigt zu werden, als gering ein. Ausnahme: Börsennotierte Konzerne sind gesetzlich verpflichtet, umfangreiche Präventionsmaßnahmen zu treffen. In den USA haben Pre-Employment-Checks jedoch gezeigt, dass etwa 15 Prozent der Lebensläufe bei Bewerbungen im Finanzsektor Unrichtigkeiten aufweisen – Vorsicht ist also geboten.
Weitere Informationen und Download der Studie: Deloitte
Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern
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