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PwC Global Compliance Survey  
10.07.2025

Wie Unternehmen ihre Compliance-Funktion neu erfinden

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
Unternehmen transformieren die Compliance-Funktion. (Grafik: thodonal/stock.adobe.com)
Compliance-Management wirkt sich positiv auf strategische Initiativen wie digitale Transformation und Produktinnovationen aus.

Das ist eine Kernaussage im jetzt veröffentlichten PwC Global Compliance Survey 2025. Unternehmen aus Europa und den USA zeigen dabei Unterschiede im Umgang mit regulatorischen Anforderungen. Befragt wurden 1.800 Führungskräfte weltweit. 85 Prozent bestätigen, dass der Umfang ihrer Compliance-Verantwortlichkeiten in den vergangenen drei Jahren zugenommen hat.

Unternehmen transformieren die Compliance-Funktion, beobachtet PwC: weg von einer reinen Kontrollinstanz, hin zu einem Wegbereiter für neue Geschäftsmodelle und Produktinnovationen. Gefragt nach den strategischen Unternehmensinitiativen, die in den nächsten drei Jahren eine Unterstützung durch Compliance erfordern, nannten die Teilnehmenden am häufigsten

  • die digitale Transformation (71 Prozent) und
  • neue Produkte und Services (49 Prozent).

Während derzeit 7 Prozent der Teilnehmenden den Reifegrad ihres Compliance-Managements als führend bezeichnen, verfolgen 38 Prozent die Ambition, diesen Reifegrad innerhalb der nächsten drei Jahre zu erreichen. PwC erwartet deshalb, dass die Involvierung von Compliance in strategische Initiativen für neue Geschäftsmodelle und Produktinnovationen deutlich zunehmen wird.

Bei den Auslösern für Investitionen in Compliance-Management zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: Während europäische Unternehmen am häufigsten neue Gesetze und Richtlinien nennen (52 Prozent), ist für US-Unternehmen die Reduktion hoher Compliance-Risiken der meistgenannte Auslöser für Investitionen (44 Prozent).

„In Europa löst ein neues Gesetz direkt Compliance-Investitionen aus. US-Unternehmen scheinen sich stärker auf die Frage zu konzentrieren, worin das konkrete Compliance-Risiko für das eigene Unternehmen liegt“, resümiert PwC. Diese Ausrichtung ermögliche es Unternehmen – ausgehend vom eigenen Geschäftsmodell – sich auf wesentliche Risiken zu fokussieren und dort zu investieren. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit spiele eine wichtigere Rolle.

Die Befragung zeigt regionenübergreifend eine hohe Priorität von Cybersicherheit und Datenschutz im Compliance-Management. Regionale Unterschiede zeigen sich bei Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Hier ist Europa (41 Prozent) Vorreiter mit großem Abstand zu den USA (23 Prozent) und Asien-Pazifik (27 Prozent).

Anti-Korruption und Geldwäscheprävention werden in Europa (46 Prozent) und Asien-Pazifik (42 Prozent) nach wie vor große Bedeutung beigemessen, während sie für US-Unternehmen (21 Prozent) eine geringere Rolle spielen. In den USA wird dafür eine höhere Priorität auf Lizenz-Compliance und den Schutz von geistigem Eigentum (22 Prozent) gelegt als in Europa (11 Prozent).

Unabhängig von einzelnen Regionen zeigt die Studie einen grundlegenden Wandel in der Ausrichtung des Compliance-Managements. „Während sich Compliance-Anforderungen früher stark an Finanzströmen orientierten – nach dem Motto ‚Follow the Money‘ –, gilt heute zunehmend das Prinzip ‚Follow the Product‘“, stellt PwV fest. Das Produkt werde zunehmend zum Träger von Compliance-Anforderungen – sei es bei den verwendeten Rohstoffen, den Arbeitsbedingungen in der Lieferkette oder dem Umgang mit personenbezogenen Daten, die durch das Produkt gesammelt werden.

Weitere Schlussfolgerungen von PwC: Das Produktmanagement muss heute Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus gewährleisten – auch unter Berücksichtigung der Compliance-Anforderungen. Wenn die Compliance-Funktion aus einer reinen Überwachungsrolle heraustritt und einen konkreten Beitrag leistet, regulatorische Komplexität zu reduzieren, kann sie dadurch Geschwindigkeit in den Geschäftsprozessen fördern. Compliance sollte in der Produktentwicklung frühzeitig mitgedacht werden.

In puncto Technologie birgt vor allem Künstliche Intelligenz sowohl Chancen als auch Risiken für Unternehmen: KI schafft innovative Geschäftsmodelle, verändert aber auch die Wettbewerbssituation und erfordert neue Fähigkeiten in der Belegschaft. Um sich zukunftsfähig aufzustellen, priorisiert fast die Hälfte der Führungskräfte in den nächsten drei Jahren die Integration von KI – einschließlich generativer KI – in ihre Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe.

Dass KI einen positiven Effekt auf die Compliance-Funktion haben wird, meinen 71 Prozent der Befragten. Allerdings testen oder nutzen erst 46 Prozent KI in Daten- und Predictive Analytics. 36 Prozent setzen sie in der Betrugserkennung ein.

Das Gesamtfazit von PwC: Neue Compliance-Themen und der Einsatz von Technologie besitzen regionenübergreifend eine hohe Bedeutung. Neben der traditionellen Schutzfunktion im Sinne von Haftungsmanagement geht es zunehmend auch um einen Beitrag zur Wertschöpfung, etwa durch die aktive Mitwirkung in strategischen Initiativen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Compliance sollte nicht primär als Kontrollinstanz verstanden werden, sondern als Transformations- und Innovationstreiber.

Handbuch Compliance-Management

Mitherausgeber: Prof. Dr. Josef Wieland, Prof. Dr. Roland Steinmeyer, Prof. Dr. Stephan Grüninger

Schlüssel zu nachhaltiger Wertschöpfung

Compliance ist als Integritätsmanagement heute ein wesentlicher Aspekt erfolgreichen unternehmerischen Handelns. Unter den Bedingungen tiefreifender Transformationen, die neue digitale und KI-gestützte Geschäftsmodelle ermöglichen, die Welt verbinden und vielseitige ungekannte Risiken bergen, ist ein robustes Management von Compliance und Integrity gefragt, das nicht nur klassische Korruptionsbekämpfung adressiert.

Umfassend und fachübergreifend

Das Standardwerk von Wieland/Steinmeyer/Grüninger spiegelt die beispiellose heutige Dynamik praxisgerecht wider: Dabei geht es sowohl um die grundsätzliche Rolle von Compliance und einer ethischen Führungskultur in Organisationen, als auch um praktische Lösungen für Managemententscheidungen, national und international.

  • Management- und Rechtsgrundlagen: Wertschöpfungs- und Werteorientierung, ESG- und Digital-Compliance, Rechtsgrundlagen und Rechtsdurchsetzung
  • Aufbau von Compliance Management Systemen (CMS): Risiken und Regeln, Organisation und Überwachung, Kommunikation und Training, Compliance-Kultur
  • Business Conduct Compliance, u. a. zu Anti-Korruption, Kartellrecht, Geldwäsche, Cybersecurity, Exportkontrolle und Umwelt
  • Risiken globaler Wertschöpfungsketten mit Beiträgen u.a. aus Südafrika, China und Lateinamerika

Aktuelle Compliance-Topics

Die 4. Auflage greift neueste Entwicklungen durch KI, eine veränderte geopolitische Lage oder sich erweiternde ESG-Standards und weitere Herausforderungen zuverlässig auf. Sie finden über 20 neue Beiträge – dabei u.a. auch zur Durchsetzung der Menschenrechte in globalen Wertschöpfungsketten, zu Maßnahmen bei Belästigung und Diskriminierung in Unternehmen, zu Integrity- und Compliance-Kultur, der Rolle des Aufsichtsrats und neuen technologischen Entwicklungen.

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