Eine große potenzielle Gefahr für das Bankengeschäft lauert innerhalb der eigenen Reihen: Das Risiko, durch eigene Mitarbeiter geschädigt zu werden, ist aus Bankensicht in den vergangenen Jahren gestiegen. Und auch für die Zukunft erwarten die Institute eine weiter steigende Zahl an Betrugsversuchen.
Obwohl der Ruf beträchtlich leiden kann, haben viele Banken noch keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen und nutzen nicht die ganze Bandbreite möglicher Abwehrmaßnahmen wie z. B. Whistleblowing-Hotlines. Zudem ist das Thema noch längst nicht in allen Instituten Chefsache – Aufsichtsratsmitglieder überwachen nur bei 37 Prozent der Banken die Anti-Betrugsmaßnahmen. Besonders von Betrug und menschlichen Fehlern betroffene Geschäftsbereiche sind aus Bankensicht der Wertpapierhandel und das Retail Banking.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die auf einer Befragung von 100 Geldinstituten in Deutschland basiert.
Betrugsfälle in deutschen Banken nehmen zu: Spätestens seit den spektakulären Betrugsdelikten der vergangenen Jahre steht das Thema „Betrug durch eigene Mitarbeiter“ auch bei deutschen Bankmanagern auf der Tagesordnung. 29 Prozent der Befragten können für die vergangenen Jahre eine leichte Zunahme dieses Risikos feststellen, weitere zehn Prozent erkennen gar eine deutliche Erhöhung. Nur fünf Prozent sehen hingegen ein gesunkenes Risiko. Für die kommenden Jahre gehen die Institute von einem weiter steigenden Betrugsrisiko aus – trotz der zum Teil erheblichen Sicherheitsvorkehrungen, die die Banken inzwischen getroffen haben.
Die jüngst mit viel Aufwand umgesetzten gesetzlichen Regelungen zur Betrugsverhinderung (Mindestanforderungen an das Risikomanagement, Geldwäschegesetz) zeigen laut der Mehrzahl der Geldinstitute allerdings kaum nennenswerte Wirkung. Nur 15 Prozent der Befragten können deutlich positive Effekte dieser Vorgaben feststellen, weitere 46 Prozent sehen nur geringfügige Auswirkungen, 39 Prozent überhaupt keine.
Jede neunte Bank geschädigt – hohe Dunkelziffer: Unter den befragten Geldinstituten hatte jedes neunte allein in den vergangenen zwei Jahren einen Betrugsversuch zu verzeichnen. Generell gelten der Wertpapierhandel (61 Prozent) sowie das Retail Banking (56 Prozent) in den Augen der befragten Institute als besonders gefährdet.
Banken sind nicht ausreichend gegen Betrug gerüstet: Bei der Betrugsverhinderung vertrauen die meisten Banken auf die Arbeit ihrer Innenrevision (87 Prozent), auch der Gesamtvorstand wird häufig beteiligt (72 Prozent). Auffällig ist jedoch, dass sich der Gesamtaufsichtsrat (25 Prozent) oder dessen Risikoausschüsse (37 Prozent) nur relativ selten mit Fragen der Betrugsverhinderung beschäftigen.
Zur Vorkehrung verfolgen die Banken eine strikte Trennung zwischen Markt- und Marktfolgefunktionen (90 Prozent); Mitarbeiterschulungen werden bei 89 Prozent regelmäßig durchgeführt. Mit den Prüfungen durch die Innenrevision und Compliance-Prüfungen (82 Prozent) ist das Maßnahmenbündel jedoch meist schon geschnürt.
Auch Whistleblowing-Hotlines werden bislang nur relativ selten geschaltet: Nur 23 Prozent der Institute bieten Mitarbeitern die Möglichkeit, im Schutz der Anonymität auf Betrug, Korruption oder sonstige Gesetzesverstöße hinzuweisen.
Weitere Informationen und Download der Studie: Ernst & Young
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