Von Stefanie Opitz, Wiesbaden (Springer Gabler) 2012, ISBN: 978-3-658-00819-2.
Im Zusammenhang mit Korruption stellen sich aus Sicht des Revisionspraktikers zwei grundlegende Fragen: Welche Ursachen hat Korruption, und wie lässt sie sich vermeiden?
Die an der Universität Stuttgart eingereichte Dissertation von S. Opitz hat sich zum Ziel gesetzt, Antworten auf die zweite Fragestellung zu geben. Zuerst wird ein generisches Compliance-Management- System modelliert und dann empirisch die Beurteilung der Wirksamkeit von Antikorruptionsmaßnahmen im strategischen Einkauf hinterfragt.
Das Buch beginnt mit einer Herleitung der Notwendigkeit von Compliance-Management: Welche Mechanismen wirken im Einkauf, welche Ursachen für Korruption lassen sich feststellen? Hier werden organisationstheoretische Modelle und Mechanismen dargestellt, die auch über das Thema Korruption hinaus für den Revisor interessant und wertvoll sind. Die Rahmendbedingungen werden nach dem Webster/Wind-Modell in umweltbedingte, organisationale, interpersonelle und intrapersonale Faktoren gegliedert.
Der folgende Abschnitt strukturiert Compliance-Management-Systeme und stellt dann die Beurteilung der verschiedenen Komponenten durch 244 Befragte aus Einkauf, Vertrieb, Compliance und anderen Unternehmensbereichen dar. Für die Beurteilung der Untersuchungsergebnisse sei allerdings anzumerken, dass die Branchenverteilung der Untersuchung eher repräsentativ für den Wirtschaftssektor im allgemeinen ist: Anders als bei den Revisionsmitarbeitern sind hier die stark regulierten Branchen, z. B. Finanzdienstleister, nur gesamtwirtschaftlich repräsentativ und damit schwächer vertreten. Der große und thematisch bedeutende öffentliche Sektor war wohl auf Grund der Stichprobenauswahlmethode nur in der Kategorie „Sonstige“ enthalten. Für den Bereich Finanzdienstleister sollte wegen der Fokusierung auf den Beschaffungsbereich kein wesentlicher Bias entstanden sein. Im öffentlichen Sektor allerdings wirken teils andere Mechanismen, die zu verstehen und zu vergleichen reizvoll wäre – was allerdings das vorgelegte Projekt sicher über Gebühr strapaziert hätte. Die empirisch fundierte Analyse bietet viele wertvolle Einsichten in die Wirkungszusammenhänge des Compliance- Managements sowie in Potential und Schwachpunkte der gebräuchlichen Compliance-Instrumente.
Die Untersuchung arbeitet in den Bereichen Einkauf, Vertrieb und Compliance jeweils die Charakteristika dreier Persönlichkeiten heraus: Compliance-Befürworter, Compliance-Indifferente und Compliance-Skeptiker. Ergebnis ist wenig überraschend, dass bedingungslose Compliance-Befürworter eine – wenn auch nicht vernachlässigbare – Minderheit sind. Gerade erfahrene Mitarbeiter in komplexeren Organisationen erwarten von über solide organisatorische Basics hinausgehenden Compliance-Instrumenten eher wenig Nutzen.
Der wesentliche Beitrag der Arbeit liegt neben der Darstellung und Anwendung organisationstheoretischer und betriebswirtschaftlicher Modelle in der Beschreibung und empirisch fundierten Bewertung von Compliance-Management-Instrumenten. Wertvoll sind die skizzierten weiterführenden Forschungsansätze, die Compliance-Mechanismen konkret messbar machen würden. Die Beschreibung der Compliance-Typen ist ein richtiger und interessanter Ansatz: Die Typologien bestätigen Praktikererwartungen, bedürfen allerdings weiterer Vertiefung durch Verhaltensstudien und/oder Interviews.
Quelle: ZIR Zeitschrift Interne Revision Heft 4/2013
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