Der Export bleibt Wachstumstreiber für die deutsche Wirtschaft. Doch mit den Absatzmärkten im Ausland sind auch ein verzögertes Zahlungsverhalten und mögliche Forderungsverluste verbunden. Eine Studie nennt aktuelle Geschäftsrisiken im Auslandsgeschäft.
Das Risiko des Zahlungsausfalls bzw. einer Insolvenz des Geschäftskunden sehen gut drei Viertel der im Rahmen der Creditreform-Studie „Länder- und Exportrisiken in Europa 2010/2011“ befragten Unternehmen als größte Gefahr im Exportgeschäft an. Zweitgrößte Gefahrenquelle ist eine lange Außenstandsdauer.
Das Zahlungsverhalten in einzelnen europäischen Staaten ist dabei unterschiedlich: Gemessen an der durchschnittlichen Forderungslaufzeit (Days Sales Outstanding – DSO) werden Rechnungen bei Warenlieferungen nach Österreich, in die Schweiz sowie nach Skandinavien am schnellsten bezahlt (innerhalb von 30 Tagen). Exportunternehmen, die in die Länder Türkei, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Bosnien sowie Moldawien oder Weißrussland liefern, beklagen dagegen unverhältnismäßig lange Forderungslaufzeiten. Am längsten dauert es bei Importeuren aus Italien, Spanien und Portugal, bis die Rechnungen beglichen sind. Mit zunehmender Verzögerung nehme dabei das Risiko eines Totalausfalls exponentiell zu.
Weitere Risiken im Exportgeschäft sind: Wechselkursschwankungen und damit verbundene Währungsrisiken, fehlende Geschäftskontakte vor Ort, rechtliche Rahmenbedingungen oder Haftungsfragen. Das Risiko der Korruption spielt im europäischen Exportgeschäft dagegen eine untergeordnete Rolle. Es kommt dann zum Tragen, wenn häufiger z.B. nach Rumänien, in die Türkei, ins Baltikum oder nach Weißrussland exportiert wird.
Besonders das unterschiedliche Zahlungsverhalten innerhalb Europas ist auch Ursache kultureller Gepflogenheiten. Der deutsche Export müsse sich daher auf dieses einstellen, so z.B. durch ein intelligentes Working Capital Management im eigenen Unternehmen mit geringer Lagerhaltung und einer Ausweitung der DPO (Days Payable Outstanding). Zu den Sicherheitsvorkehrungen für die Risikominimierung im europäischen Exportgeschäft zählen darüber hinaus zu 90 Prozent die Prüfung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens im europäischen Nachbarland, zu 70 Prozent die Versendung von Waren allein gegen Vorkasse und zu knapp 67 Prozent ein rasches und konsequentes Mahnverfahren. Auch klassische Instrumente wie die Warenkreditversicherung werden eingesetzt. Im Rahmen des Forderungsmanagements wird auch das Einschränken der Zahlungsfristen und eine regelmäßige Überprüfung der Kundenadressen durchgeführt. Die überwiegende Mehrheit der exportierenden Unternehmen betreibt dabei ein internes Auslands-Forderungsmanagement. Verstärkung von außen, etwa durch Rechtsanwalt oder Inkassodienstleister nehmen hier eher kleine und mittlere Unternehmen in Anspruch.
Hintergrund: Die wichtigsten Impulse für den aktuellen Aufschwung der deutschen Wirtschaft kommen aus dem Ausland. Das Exportvolumen nahm 2010 nach Angaben der Studie in den ersten sechs Monaten um 18 Prozent auf 485 Milliarden Euro zu. Wichtigste Nachfrager deutscher Exportgüter bleiben die Mitgliedstaaten der Europäischen Union.
An der Umfrage im September 2010 nahmen 1 250 Unternehmen teil, die in das europäische Ausland Waren und Dienstleistungen exportierten.
Weitere Informationen und Download der gesamten Studie: Verband der Vereine Creditreform e.V.
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